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Dr. Thomas Speckmann (Westenergie) im CPR-Talk am Mittag

Aktualisiert: 3. Nov. 2023



Wir brauchen die Drehtür zwischen Politik und Wirtschaft


Dr. Thomas Speckmann ist Leiter des Bereiches Unternehmenskommunikation der Westenergie AG. Im Rahmen unserer CPR-Talk-Serie sprachen wir mit ihm über politische Kommunikation in Krisenzeiten, den gesellschaftspolitischen Beitrag der Energiebranche und die Sprechfähigkeit zwischen Politik und Wirtschaft.


Wie kann man es als Unternehmen schaffen, die richtigen Worte zu finden angesichts der schockierenden Gewalt in Israel?


Obwohl Westenergie nicht direkt geschäftlich in Israel tätig ist, war uns sofort bewusst, dass wir uns zu diesem Thema äußern müssen, insbesondere weil es in Nordrhein-Westfalen und damit in einer unserer Kernregionen bedeutende jüdische Bevölkerungsgruppen gibt. Uns war dabei wichtig, eine ausgeglichene Kommunikation zu erreichen, die der Gemengelage in unserem Unternehmen entspricht: Unsere Belegschaft stellt einen Querschnitt unserer Gesellschaft mit der entsprechenden Meinungsdiversität dar. Zudem haben wir auch einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Wurzeln im Nahen und Mittleren Osten.


Wir entschieden uns bewusst für einen Beitrag auf LinkedIn, weil unsere CEO Katherina Reiche dort über eine große Anzahl von Followern verfügt. In unserem Posting beschränkten wir uns dann auf zwei Absätze: Zum einen brachten wir unser aufrichtiges Mitgefühl mit den Opfern zum Ausdruck. Zum anderen wiesen wir deutlich hin auf das zynische Ziel des Hamas-Terrorismus: die Störung des Versöhnungsprozesses zwischen Israel und Saudi-Arabien sowie anderen arabischen Staaten. Zusätzlich sind wir auch operativ tätig geworden, indem wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf in unseren Augen seriöse Hilfsinitiativen für beide Seiten aufmerksam gemacht haben.


Wie reagierte Ihr Unternehmen auf die russische Invasion der Ukraine?


Es gab zum Glück im Vorfeld einen positiv verlaufenen Test zur Vernetzung der europäischen Energieinfrastruktur mit der ukrainischen. Deshalb konnten deutsche Energieunternehmen, unter ihnen Westenergie, sofort zur Energiesicherheit der Ukraine beitragen. Aufgrund der russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur ist ihre Instandhaltung eine andauernde Aufgabe, an der sich auch unser Unternehmen beteiligt. Darüber hinaus haben wir Flüchtlinge aus der Ukraine in unserem Weiterbildungszentrum aufgenommen.


Welche Rolle spielte die Unternehmenskommunikation bei der Vorbereitung auf etwaige Energieengpässe?


Westenergie betrieb hier vor allem Aufklärungsarbeit, zum Beispiel indem wir an Informationsveranstaltungen in den Kommunen teilnahmen oder Erklärstücke veröffentlichten. So halfen wir dabei, zu vermitteln, welche Maßnahmen zur Stabilisierung der Gasversorgung getroffen wurden und wann es zu Abschaltungen kommen könnte. Das passte zu unserer allgemeinen politischen Kommunikationsstrategie: Wir betreiben weniger klassisches Lobbying und vermeiden eher steile Thesen. Wir äußern uns möglichst unaufgeregt, stärker deskriptiv und weisen Politikerinnen und Politiker auf die operativen Folgen von Gesetzesvorhaben hin, helfen ihnen also gewissermaßen dabei, die richtigen Puzzleteile zusammenzusetzen.


Wie unterschiedlich sind die Sprachen der Wirtschaft und der Politik?


Die Energiebranche war aufgrund ihrer Systemrelevanz immer schon politisch. Meine Erfahrung aus beiden Welten ist, dass die Trennlinien weniger zwischen Politik und Wirtschaft verlaufen, sondern eher zwischen verschiedenen Interessensgruppen innerhalb von Parteien, Fraktionen, Ministerien, Branchen und Verbänden.


Inwieweit sind sich Unternehmen der Bedeutung politischer Nachhaltigkeit bewusst?


Besonders für Unternehmen mit internationalen Lieferketten führt kein Weg mehr an politischen Themen vorbei. Allerdings fehlen häufig noch konkrete Strategien für den Umgang mit geopolitischen Worst-Case-Szenarien wie etwa einer Invasion von Taiwan durch China, was beispielsweise tiefgreifende Folgen für die Versorgung unserer Wirtschaft mit Computerchips und damit für die weitere Digitalisierung kritischer Infrastrukturen wie der Energiewirtschaft hätte. Es bräuchte daher bei uns in Deutschland mehr Menschen mit tiefem politischem Verständnis in den Unternehmen, doch leider herrscht hier weiterhin, anders als beispielsweise in den Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Frankreich, eine weitgehende Trennung zwischen politischen und privatwirtschaftlichen Karrierewegen. Dadurch nimmt die Verzahnung der beiden Bereiche eher ab als zu, im Gegensatz zur gleichzeitig zunehmenden Verflechtung von politischen und wirtschaftlichen Gemengelagen. Um die heutigen Krisen und Herausforderungen meistern zu können, benötigen wir aber immer stärker politischen Sachverstand in der Wirtschaft und wirtschaftlichen Sachverstand in der Politik.

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